Radio-Cäsium Messstelle der Kreisgruppe Fürstenfeldbruck – qualifiziert und zertifiziert
Wildschweinwildbret – Sie sind in der Pflicht
§ Rechtlicher Hintergrund: Wir Jäger sind als Inverkehrbringer in der Pflicht, nur den gesetzlichen Vorgaben entsprechendes Wildschweinwildbret in Verkehr zu bringen. Das bewusste oder unbewusste (weil nicht z. B. nicht gemessen wurde) Inverkehrbringen von Wildschweinfleisch mit Überschreitung der EU-Grenzwerte für Strahlenbelastung ist eine Straftat mit allen Konsequenzen.
Selbstverständlich gilt dies auch, wenn bedenkliche Merkmale am Stück festgestellt wurden.
Hinweis: Vertiefendes Hintergrundwissen zum Thema radioaktive Belastung bei Wild finden Sie weiter unter auf dieser Seite.
Qualifizierte, zertifizierte Messstelle und Messmethode
Es handelt sich um eine qualifizierte und zertifizierte Becquerel-Messstelle für Wildfleisch mit quantitativer Messmethode lt. Schreiben vom 2. März 2011, 96c-U8818.2-2011/4-2. Die Messstelle wird von Martin Pentenrieder ehrenamtlich betreut.
Adresse und Kontakt
Martin Pentenrieder
Hauptstraße 31, 82281 Unterschweinbach
Anlieferung nur nach telefonischer Vereinbarung!
Mobil 0172 8230183 oder 08145 461
Der aktuelle EU-Grenzwert für das zulässige Inverkehrbringen von Wildfleisch sind 600 bq je 1 kg Wildfleisch.
Der Typ unseres Messgerätes LB 200 von Berthold Technologies macht es notwendig, dass Messergebnisse über 500 Bq/kg als Überschreitung des EU-Grenzwertes von 600 bq je kg zu werten sind, um Messungenauigkeiten auszuschließen. Die Entschädigung gibt es bei diesen Geräten deshalb schon ab 500 bq.
Empfehlung der Kreisgruppe: Radio-Cäsium-Messung immer vor der Trichinenproben-Untersuchung machen.
Zur Messung mitzubringen:
- Probenmaterial: 500 g reines, kleingeschnittenes Muskelfleisch (Gulaschgröße), kein Fett, Drüsengewebe, keine Innereien, keine Zungen etc. Das Fleisch erhalten Sie nach der Messung zur weiteren Verwertung zurück.
- Begleitschein zur Radio-Cäsium Messung vollständig ausgefüllt,
erhältlich bei Herrn Pentenrieder oder hier als Download.
Der Messvorgang dauert etwa 20 Minuten.
Gebühren für die Messung
Zur Kostendeckung des Betriebs der Messstelle fallen folgende Gebühren an:
- Grenzwertunterschreitung:
Mitglieder Kreisgruppe Fürstenfeldbruck: 5 €, Nichtmitglieder: 10 € - Grenzwertüberschreitung:
Erhöhte Gebühren wegen der notwendigen umfangreichen Dokumentation. Dieser Betrag wird bei einer fachgerechten Entsorgung wieder erstattet.
Mitglieder der Kreisgruppe: 10 €, Nichtmitglieder: 10 €
Ergebnisse/Bescheinigung und To-do
Bei Bescheid < 600 bq = Verwertung und Inverkehrbringung
Bei Bescheid > 600 bq = Entsorgungspflicht
Die Entsorgung des Wildschweins muss über eine Tierkörperbeseitigungsanstalt erfolgen. Für uns im Landkreis Fürstenfeldbruck ist
Kraftisried GmbH, Berndt Gruppe, Tel. 08377 92940-0, Fax 08377 9294019 zuständig.
Der Tierkörper wird bei Ihnen abgeholt, und Sie erhalten eine Handelspapier-Nr. die in den Entschädigungsantrag eingetragen werden muss.
Die Kosten hierfür sind abhängig vom Gewicht des Wildschweins,
bis 50 kg fallen € 30,43 € netto zzgl. MwSt an, darüber 58,29 € netto zzgl. MwSt.
Eine genaue Übersicht der Gebühren ist unter Entgeltsliste Tierkörperbeseitigung (insbesondere Nr. 3 Abs 1) zu finden.
Entschädigung: Falls eine entsprechende Kontamination vorliegt, erhalten Sie vom Bundesverwaltungsamt in Köln eine Entschädigung nach dem Atomgesetz. Für Frischlinge werden 102,26 €, für alle anderen Altersstufen 204,52 € erstattet. Zusätzlich wird eine Pauschale für die Strahlenmessung von € 10,23 ausbezahlt. Die Dokumente müssen mit einer kostenfreien Bestätigung der Richtigkeit der Angaben durch die Untere Jagdbehörde eingereicht werden.
Hintergrundwissen zum Thema für Interessierte
Seit dem GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl vom 26.04.1986 besteht auch bei uns in Bayern eine erhöhte Cäsium – L37 Belastung. Die Halbwertzeit für dieses Isotop beträgt ca. 30 Jahre. Erst nach zehn Halbwertszeiten, also nach gut 300 Jahren, ist keine nennenswerte radioaktive Belastung mehr zu erwarten.
Das Isotop Cäsium * L37 wurde bei uns durch radioaktiven Regen eingebracht und befand sich anfangs auf allen mit den Niederschlägen kontaminierten Oberflächen, also auch auf allen Pflanzen. Das führte anfangs zur Aufnahme durch Pflanzen- und Allesfresser mit Anreicherung im Wildfleisch. Zwischenzeitlich wurde Cäsium- L37 über die Jahrzehnte aus den oberflächennahen Bereichen in tiefere Erdschichten gespült und ist daher in Grünpflanzen nicht mehr nachweisbar.
Anders verhält es sich jedoch mit Pflanzen oder Pflanzenteilen aus tieferen Schichten. In erster Linie kommen hier die ober- und unterirdische wachsenden Pilze ( z.B. Trüffel ) in Betracht, deren Myzel mehrere Meter in die Erde reichen kann. So ist auch verständlich, dass wiederkäuendes Schalenwild ( Reh, Hirsch, Gams, Muffelwild usw. ) das sich ja nur von Gnünpflanzen ernährt, keine Radioaktivität mehr aufweist. Schwarzwild jedoch geht bei der Nahrungssuche gerne in tiefere Erdschichten und sucht dort nach Engerlingen, Würmern, Larven und Knollen.
So ist verständlich, dass gerade Schwarzwild auch heute noch eine erhöhte Radio-Cäsiumbelastung aufweisen kann. Wir im Landkreis Färstenfeldbruck messen seit dem Jahr 2009 mit unserer vereinseigenen Messstation Wildfleisch auf radioaktive Belastung, Bei Wiederkäuern konnte keine messbare Radioaktivität nachgewiesen werden. Bei Schwarzwild kommen auch im Landkreis Fürstenfeldbruck erhöhte Messwerte vor.
Der Grenzwert für gesundheitlich unbedenkliches Wildfleisch liegt im Bereich von 0 bis 600 Bq ( Becquerel ) pro Kilogramm. Wildfleisch, das erhöhte Werte aufweist, muss entsorgt und darf nicht der Nahrungskette zugeführt werden. Nach dem Produkthaftungsgesetz schützt Unwissenheit nicht vor Strafe. Wir können feststellen, dass die Jägerinnen und Jäger unserer Kreisgruppe verantwortungsvoll handeln und Proben von erlegtem Schwarzwild zur Untersuchung bringen.
Zu Beachten ist nicht nur die physikalische sondern auch die biologische Halbwertszeit von Clisium 137 . Die biologische Halbwertzeit ist wesentlich kürzer als die physikalische. Aufgenommenes Cäsium 137 wird durch den Stoffwechsel auch wieder ausgeschieden. So ist zu beobachten, dass zu Zeiten, in denen Schwarzwild Nahrung aus tieferen Erdschichten sucht, auch die Cäsium-Belastung ansteigt ( meist in den Wintermonaten, bei Nahrungsmangel ). Bei Übergang zu oberirdischer Nahrung, baut sich Cäsium 137 im Organismus relativ rasch durch Ausscheidung wieder ab.
Damit wird verständlich, warum Frischlinge und Überläufer höhere Cäsium-Werte aufweisen als ausgewachsenes Wild. Bei heranwachsendem Tieren wird ein großer Teil der aufgenommenen Nahrung zum Körperaufbau verwendet, während bei ausgewachsenem Schwarzwild die Nahrungsaufnahme eher ein Durchlaufposten ist.