Feldkirchner Jagdrunde – „Wolf und Jagd“

Der Wolf stand im Mittelpunkt der „Feldkirchner Jagdrunde“, zu der der BJV diesmal online – als Web-Konferenz eingeladen hatte.   Das Thema könnte nicht aktueller sein. Gerade in den letzten Wochen und Monaten häufen sich die Meldungen über Wolfsrisse oder Wolfssichtungen in Bayern: Von Garmisch Partenkirchen bis in die Rhön, vom Frankenwald bis nach Passau oder Miesbach – der Wolf ist nach Bayern zurückgekehrt.

Deshalb hat der BJV zu einem Gedankenaustausch  eingeladen. Dazu konnten

drei namhafte Experten aus Wissenschaft und Praxis gewonnen werden, Prof. Herzog, Wildtierökologe aus Dresden, Prof. Pfannenstiel, Zoologe aus Berlin und Forstdirektor Ulrich Maushake vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Wichtige Ergebnisse der Veranstaltung finden Sie hier.

Wolf und Jagd“–Feldkirchner Jagdrunde am 22. Juli 2020Wolf und Jagd –Das Thema könnte nicht aktueller sein. Gerade in den letzten Wochen und Monaten häufen sich die Meldungen über Wolfsrisse oder Wolfssichtungen in Bayern:Von Garmisch Partenkirchen bis in die Rhön, vom Frankenwald bis nach Passau oder Miesbach –der Wolf ist nach Bayern zurückgekehrt. Wolf und Jagd –der Bayerische Jagdverband hat im Rahmen der Feldkirchner Jagdrunde deshalb zu einem Gedankenaustausch zum Thema Wolf eingeladen. Dazu konnten drei namhafte Experten aus Wissenschaft und Praxis gewonnen werden.

Prof. Dr. Dr. Sven Herzog vom Lehrstuhl für Wildökologie und Jagdwirtschaft der Technischen Universität Dresden erläuterte „Handlungsoptionen für den Umgang mit dem Wolf in Mitteleuropa“. Derzeit, so Herzog, gebe es in Europa zwei Wolfspopulationen, eine große, die baltisch-osteuropäische Population im Osten und eine kleinere, die Abrzuzzo-Alpine Population im Süden. In Bayern –das seidie Besonderheit zu anderen Bundesländern –mischten sich beide Populationen. Bayern fungiert quasi als Schmelztiegel der Populationen.

Ein Blick auf die Verbreitungsgebiete des Wolfes in Europa zeigt, dass sich der Wolf vor allem genau in den Regionen ausbreitet, in denen es auch Rotwild gibt. Schließlich gilt das Rotwild als Nahrungsbasis des großen Beutegreifers.In Deutschland setzt man beim Umgang mit dem Wolf vor allem auf die „wait and see“-Strategie. Doch diese Form des Managements könne nicht aufgehen, betonte Prof. Herzog. Seiner Meinung nach gebe es in der Bundesrepublik kein richtiges Konzept für den Umgang mit dem Wolf, sondern nur Insellösungen für Detailfragen. Ein Beispiel sei dafür der Schutz der Weidewirtschaft: Nur zäunen oder der Einsatz von Herdenschutzhunden könne nicht wirken, so Herzog. Entscheidend sei in jedem Fall, dass die Scheu vor dem Menschen aufrechterhalten werde. Herdenschutz kann –betont der Wissenschaftler aus Dresden –funktionieren, aber ausschließlich nur, wenn die Scheu vor dem Menschen erhalten bleibt. Voraussetzung dafür wiederum sei nach Herzog die Bejagung. Ein Blick auf die unterschiedlichen Managementkonzepte in anderen Ländern bestätige dies. Die wenigsten Übergriffe auf Weidevieh durch Wölfe gebe es immer dort, wo eine nachhaltige Nutzung des Wolfes gegeben sei. Gemeint ist damit eine planmäßige Bejagung,die dem Wolf nicht schade.

Die totale Unterschutz-Stellung des Wolfes ohne eine vorsichtige Entnahme schade, so Herzog dem faszinierendem Tier eher als dass sie ihm nutze. Denn ohne Bejagung ist die Gefahr, dass der Wolf die Scheu vor demMenschen verliert, um so größer. Dann aber nehme die Akzeptanz gegenüber dem Wolf immer mehr ab. Das jedenfalls ist schon heute in den Regionen zu erkennen, in denen der Wolf massive Schäden verursacht.

Auch Prof. Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel,Zoologe an der Freien Universität Berlin, sieht in seinen Ausführungen die „ gegenwärtige Wolfspolitik in Deutschland“ kritisch. Derzeit leben in Deutschland 105 Wolfsrudel und 28 Paare, das heißt im nächsten Jahr ist mit rund 130 Rudeln zu rechnen, das sind über 1.000 Wölfe im Land. Der größte Anteil davon lebt in Brandenburg. Dort wurden bisher 41 Rudel und 8 Paare festgestellt. 40 Prozent der Wolfswelpen werden in Brandenburg gewölft. Für Pfannenstiel ist es nicht mehr zu begründen, dass der Wolf in Anhang IV der FFH-Richtlinie eingeordnet wird. Seiner Meinung nach hat der Wolf längst den günstigen Erhaltungszustand erreicht. Deutschland sei für den Wolf nicht nur ein Einwanderungsland, sondern längst auch schon zum Durchgangs-Standort in andere europäische Staaten geworden.

Forstdirektor Ulrich Maushake vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr berichtete, dass auf dem Truppenübungsplatz seit 2016 Wölfe dazugehören. In Grafenwöhr selbst gibt es aber bisher noch kein Rudel, wohl aber in den angrenzenden Forsten, wie etwa im Veldensteiner Forst, dort etabliert sich gerade das dritte Rudel. Der Bundesförster dokumentiert vor allem seine Beobachtungen. Dabei hat sich herausgestellt, dass Rotwild und Wolf oft die gleichen Wechsel benutzen und sich auf einander einstellen. Auch in Grafenwöhr ist das Rotwild die Hauptnahrungsbasis für den großen Beutegreifer, deshalb wird der Abschuss um einen Wolfsfaktor zurückgefahren.

Die Referenten waren sich einig, dass der Wolf mittlerweile in Deutschland einen günstigen Erhaltungszustand erreicht hat. Sie wollen dem Wolf nicht schaden, sondern mit einer gezielten Bejagung schützen. Nur über die Bejagung könne es gelingen, die Scheu vor dem Menschen aufrecht zu erhalten