Wildtierrettung, ein Thema, das Beachtung findet

In den vergangenen Wochen war für uns die Kitz- und Wildtierrettung und damit die Vermeidung unnötigen Tierleids bei der Mahd von Wiesen eine wichtige Aufgabe. Diese für uns ethisch-moralische Verpflichtung gegenüber dem Wild fand zu recht großen Widerhall in der Öffentlichkeit. Dieser Einsatz für den Tierschutz wird dabei von vielen Ehrenamtlichen und Aktiven, auch zahlreichen Nicht-Jägern, und durch örtliche Initiativen unterstützt, beispielhaft sei hier auf die Vereine Wildtierrettung Ries-Mitte e.V. (https://www.wildtierrettung-ries.de) oder Rehkitzrettung Tirschenreuth e.V. (http://www.rehkitzrettung-tir.de) verwiesen. Für euer Engagement nochmals ein herzliches Dankeschön!

Umso dreister und ungeheuerlicher ist es, wenn diese wertvolle Tierschutzarbeit

zum Anlass genommen wird, um mit nicht fundierten und fachlich untragbaren Behauptungen gegen die Jägerschaft und das Wild zu hetzen. In einem Leserbrief hat ein auch für die Jägerausbildung  zuständiger ÖJV-Funktionär vermeintlich zu hohe Wildbestände und uns Jäger als Ursache für Mähverluste und Wildunfälle, also indirekt verantwortlich für Verletzte und Tote im Straßenverkehr, dargestellt. Wie üblich wird dabei alleine das Wild und eine angeblich überhegende Jägerschaft beschuldigt, Ursache für alle negativen Entwicklungen zu sein. Gegen derartige Entgleisungen setzen wir uns, vor Ort in den Kreisgruppen und als Landesjagdverband, nachdrücklich und scharf zur Wehr! Ein großes Lob für die kluge Vorgehensweise und gute Argumentation der Vorsitzenden Stefan Frank von der Kreisgruppe Sulzbach-Rosenberg und Ruppert Schmid von der Kreisgruppe Amberg, die umgehend das Gespräch mit der Tageszeitung gesucht, die Sichtweise der Jägerschaft klarstellend eingebracht und die Faktenlage zurechtgerückt haben. Umgehend, schnell und treffsicher reagiert, dies ist beispielgebend! Ebenso hat sich der Landesjagdverband in einer Stellungnahme gegenüber der Redaktion zu Wort gemeldet, um die in dem Leserbrief enthaltenen unseriösen und falschen Ausführungen richtigzustellen. Den Artikel über das Zeitungsgespräch unserer beiden Kreisgruppenvorsitzenden können Sie unter https://www.onetz.de/oberpfalz/sulzbach-rosenberg/jaeger-empoert-heftige-angriffe-leserbrief-id3039709.html

die Stellungnahme des BJV ist als Anhang beigefügt. Selbstverständlich bleiben wir als BJV mit und in Abstimmung mit der Regierungsbezirksgruppe in dieser Sache weiter am Ball.

Betreff: Stellungnahme zum Leserbrief von Michael Bartl,  Thema Kitzrettung Eigentlich sollte man die geistigenErgüssemancher Ideologen bereits „gewohnt“ sein, aber wenn derSchutz vor Tierleid mit fadenscheinigen Argumenten schlecht geredet wird, läuft das Fass endgültig über. Als Jäger und Biologe kann ich mich nur wundern.Offenbar war Herr Bartl noch nie dabei,wenn Kitze vermäht wurden. Keineswegs sind sie immer gleichtot, wenn sie unter das Mähwerk kommen. Oft sind sie „nur“ schwer verletzt: die Läufe abgehackt, der Rücken zur Hälfte abrasiert. Das sind grausame Bilder. Das damit verbundene Leid kann sich jeder vorstellen. Im besten Falle können derart schwer verletzte Tiere so schnell wiemöglich vom Jäger erlöst werden.Rehgeißen bevorzugen grundsätzlich Wiesen zur Ablage ihrer Kitze.Insbesondere Wiesen, die gehaltvollsind –mit viel Klee –und ausreichend Nährstoffe für die Bildung der Mutter-milch liefern. Dazu wurde oft genug wissenschaftlich publiziert. Ist entsprechend gute Äsung auch im Wald vorhanden oder gibt es dort gehaltvolle Wildäcker und/oder Wildwiesen, werden diese natürlich genauso genutzt. Es ist logisch, dass dort, wo die Waldfläche dominiert, auch mehr Geißen mit Kitzen im Wald anzutreffen sind und umgekehrt. Wenn möglich, werden Geßen naturgemäß gemäß ihrer Natur, immer Wiesen bevorzugen. Neben Rehkitzen versuchen wir Jäger selbstverständlich auch andere Tiere und Gelegevon Wiesenbrütern, Rebhühnern und Fasanenzu schützen. Wenn es dabei um Gelege seltener Arten geht, fördern wir hier auch massiv den Artenschutz. Denn für uns gilt Artenschutz für alle Arten, nicht nur für einige ausgewählte „Lieblings-Arten“.

Zu behaupten Wildunfälle seien allein von der Wilddichte abhängig, ist genauso einfältig,wie zu behaupten Verbiss sei ausschließlich von der Wilddichte abhängig. Natürlich kann es einen Wildunfall nur geben, wenn ein Wildtier da ist.Wildunfälle werden aber insbesondre durch die massive Zerschneidung der Lebensräume mit Straßen, einen stetig stei-genden Verkehr, verstärktem Fahren unter Zeitdruck (Pendler, Termine) und generell durch im-mer ignorantere Fahrweise provoziert. Besonders problematisch,ist die oft bis an den Straßenrand reichende Vegetation aus hohem Gras oder Büschen und Bäumen. Das Wild wird durch diese attraktive Äsung und Deckung quasi an die Straßen gelockt. Eine Lösung wäre die Ban-kette mindestens fünf Meterfrei von hohem Bewuchs zu halten. Freilaufende Hunde, oder das Querfeldeinlaufen in Wald und Wiese, abseits der Wege, schreckt nicht selten Wildtiere auf, die in panischer Flucht über Straßen, und im schlimmsten Fall in Autos laufen. Hier kann man nur immer wieder appellieren: Leint eure Hunde bitte an und bleibt auf den Wegen! Das sind noch längst nicht alle Faktoren und alle wirken nicht immer oder auch immer unter-schiedlich stark zusammen. In der Wildbiologie zähltnie nur ein Faktor als Ursache für länger-fristige Entwicklungen.Gleiches gilt für „Schäden“ im Wald. Zum einen ist es eine Frage des Blickwinkels ob es sich überhaupt um einen messbaren Schaden handelt, zum anderen sind es eben wieder viele Fak-toren, die Verbiss fördernoder verhindern. Fehlt beispielsweise ausreichend artgerechte Nahrungin Form von Wildwiesen und Wildäckern, bleiben eben meist nur die Bäume als Nah-rung übrig. Besonders Verbiss fördernd ist außerdem zu starker Jagddruck, insbesondere über die Wintermonate, da die Tiere dadurch permanent gestresst werden. Dieser Fakt ist seit Jahren aus der Wildtierökologie bekannt, wird aber ignoriert. Modernes, kluges Wildtiermanagement berücksichtigt all diese umfangreichen Faktoren und versucht dort anzusetzen, wo tatsächlich das Problem liegt. Das ist absolut nicht einfach und bedarf oft vieler Versuche, aber es ist der richtige und vernünftige Weg um nicht nur den Wald, sondern auch Wildbestände nachhaltig zu erhalten. Denn ein Ökosystem ist nur dann ein Öko-system, wenn Pflanzen und Tiere darin vorkommen und alles zusammenspielt. Zum Schluss nochmal ein herzliches Vergelt‘s Gott an alle unermüdlichen Helfer,die Jahr für Jahr viel Zeit, Kraft und auch Geld investieren,um Tieren unnötiges Leid zu ersparen!

gez. Thomas Schreder